Amatonormativität vs. Allonormativität

25.02.2021

Hot take: Amatonormativität heißt nicht das, was viele (die das Wort überhaupt kennen ahaha) denken, das es heißt!

Amatonormativität ist ein Begriff, der 2012 von Elisabeth Brake in ihrem Buch 'Minimizing Marriage' geprägt wurde. Der Begriff wurde nicht gemeinschaftlich in der Aro Community entwickelt. Brake bezeichnet damit die normative Annahme, alle Menschen würden nach einer zentralen, romantisch-sexuellen monogamen Langzeitbeziehung (Idealbild: Ehe) streben und diese für ihr Lebensglück brauchen. Der Begriff bezeichnet nicht: alloromantische Normativität.

Nach dieser Definition ist Amatonormativität also etwas viel spezifischeres als die Annahme, alle Menschen seien alloromantisch - Amanormativität ist kein aro 'Gegenstück' zu Allonormativität. Amatonormativität bezieht sich tatsächlich ursprünglich nicht auf Anziehung.

Der Begriff wird aber in Teilen der Aspec Community anscheinend als aromantisches Pendant zu Allonormativität verstanden und gebraucht. Allonormativität wird dabei genutzt, um die Annahme zu bezeichnen, alle Menschen seien allosexuell. Dazu parallel wird der Begriff Amatonormativität von einigen genutzt, um die Annahme zu bezeichnen, alle Menschen seien alloromantisch. Das stellt uns vor ein Problem, denn Amatonormativität in Brakes Sinne bezeichnet etwas anderes.

Bedeutungen von Wörtern können sich natürlich ändern. Da der Begriff in Brakes Sinne allerdings etwas sehr Konkretes beschreibt und dieses so sprachlich fassbar macht, scheint es uns sinnvoll, ihn tatsächlich in diesem Sinne zu verwenden.

Das bringt uns zu der Frage: Wie bezeichnen wir dann die Vorstellung, alle Menschen empfänden romantische Anziehung, wenn sich Allonormativität ausschließlich auf sexuelle Anziehung bezieht (wie es in vielen Definitionen, die wir gefunden haben der Fall ist)?

Ein Wort, das immer mal wieder auftaucht, ist Amanormativität - aber auch der Begriff ist nebulös. Ist es ein typo, der sich verselbstständigt hat, und soll eigentlich Amatonormativität heißen? Wenn nicht, warum wurde ein Begriff so verwirrend nah an Amatonormativität gewählt? Warum sollte sich Allonormativität auf sexuelle Anziehung beschränken? Wäre es nicht logischer, Allosex- und Alloronormativität zu sagen und von Allonormativität zu sprechen, wenn beides gemeint meint? Wie kann die Aro Community über eine Diskriminierungsstruktur sprechen, wenn es kein bestimmtes/klares Wort dafür gibt? Wäre Romonormativität eine Alternative? Wäre es Aneignung der Aro Community, Allonormativität auch für sich zu beanspruchen oder wäre es Gatekeeping der Ace Community, diesen Begriff für sich zu vereinnahmen?

Es ist frustrierend, kein Wort für alloromantische Normativität zu haben, das einfach verwendet werden kann. Eigentlich ist es auch diskriminierend, da es Silencing und Teil queerer Sprachlosigkeit ist. (Queere Sprachlosigkeit ist die Unmöglichkeit, Dinge zu benennen, die außerhalb der allodyacishet Norm liegen, da diese Begriffe erst erschaffen und dann mühsam erkämpft werden müssen.)

Kennt jemensch Quellen für die Begriffe Allonormativität und Amanormativität? Gibt es andere Wortvorschläge für alloromantische Normativität? Wie können wir als Community ein nützliches und sinnvolles Vokabular entwickeln?


TL;DR

Die Aro Community braucht weniger Begriffsverwirrung und mehr Mittel, um Diskriminierung ganz konkret zu benennen. Wie nennt ihr alloromantische Normativität?

(Addendum: Wir sind der Meinung, Allonormativität ist die sinnvollste Option, um alloromantische und allosexuelle Normativität zu bezeichnen. Wir haben das Wort auf diesem Account in diesem Sinne verwendet und werden es (zunächst) so weiter verwenden.)



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